Segeln mit Hindernissen

Segeln mit Hindernissen

Nun bin ich ein wenig im Verzug. Irgendwie hatte sich nicht wirklich Zeit gefunden zwischendrin. Zu vieles gab es zu tun. Am Dienstag morgen sind wir nach einer kalten Dusche erstmal frühstücken gegangen in der Bäckerei. Die Auslage dort ist schon recht verlockend. Neben süssen Teilen gab es auch welche mit Käse und es roch schon alles sehr lecker.

Zusammen mit einem Kaffee kann man dann schon mal langsam richtig wach werden.

Danach gings auf abenteuerlicher Strasse am Meer entlang zur Adaköy Marina. Der Weg dorthin führt offensichtlich durch ein Naturschutzgebiet. Alles Kopfsteinpflaster und zum Teil recht steil. Wenn der Müllwagen da auch lang muss, dann hat der sicher jedesmal viel Spass.

Dort angekommen, wurde die Mustang erstmal mit dem Portalkran durch die Gegend gefahren. Das ist schon nicht schlecht, ohne den Mast zu legen, einfach ein Schiff mit knapp 20t mit der Fernbedienung durch die Gegend fahren. 😉

Danach dann ab ins Wasser. Da muss ja ein Schiff eigentlich hin. Nachdem es dann im Wasser war, kam ein erster Startversuch des Motors. Der war ja nun auch über zwei Jahre nicht gelaufen, also war das ein spannender Moment. Also Zündung an – läuft! Ein erstes Erfolgserlebnis am Morgen. Klingt gut. Allerdings – Kühlwasser kam keines. Oder zumindest nicht so viel, wie es eigentlich sein müsste. Der Impeller wurde zwar gewechselt, aber trotzdem. Irgendwas wollte da nicht so richtig. Die anschliessende Fehlersuche von Okan ergab, dass er nur einen Finger auf eine Stelle am Auspuffkrümmer halten muss – dann geht das Wasser aussenbords, anstelle nach innen ins Boot. So ganz hatte ich es nicht verstanden, warum. Aber Okan meinte, das mit seinem Finger sei keine Dauerlösung…. ;))
Nachdem wir das Teil ausgebaut hatten, war dann klar – es musste ein neues Teil her. Ich hatte schwere Zweifel, ob sich das für einen 30 Jahre alten Motor noch finden lässt. Aber tatsächlich rief Okan nach einer Stunde an, dass er den Auspuffkrümmer hat und noch neue Dichtung machen lässt. Hätte ich zugegebenermassen nicht gedacht. Eigentlich hatte ich mich schon damit abgefunden, dass der Motor an dem Tag nicht mehr laufen würde. Zwischenzeitlich mussten wir das Boot aber verlegen, weil das Becken mit dem Kran gebraucht wurde.

Das habe ich aber gar nicht gemerkt, weil ich mit Okan zusammen mehr als beschäftigt war mit dem Ein- und Ausbau der Teile. Zwischendrin gab es dann noch Mittagessen; Deniz (der Sohn von Turgut) hatte das in der Marina nebenan geholt. Sehr lecker – und sehr reichlich!


In dem Zug haben wir dann gleich alle Schellen und Schläuche ausgetauscht. So sollte das ja eigentlich die nächsten 30 Jahre wieder halten. Also noch einmal den Motor starten…. gebannt auf das Auspuffloch starren…. YES! Es sprudelt schön raus. Alles gut. Nach dem Tagwerk (ja…Da war der Tag dann schon praktisch rum) gab es erst mal eine Pause und ein Bier. Erstmal genug für einen Tag.

Gegen Abend haben wir dann noch auf dem Boot einige der Originalpläne besichtigt. Einer davon wäre ein Fall für einen Restaurator von altägyptischen Schriftrollen gewesen…..

Nach all dem sind wir erst einmal wieder ins Hotel gefahren. Anschliessend nochmal an der Markthalle vorbei und kontrollieren, ob die jetzt fertig sind mit putzen. Und sie waren fertig. Tiptop! Da müssen wir dann unbedingt mal noch hin.

Jetzt war ein Eis absolut verdient. Bei Dr. Gelato gab es das dann. Hier kann man zwar auch ein Kilo Eis kaufen, aber ein Becher war fürs erste mal ausreichend. 15 TRY der Becher. Empfehlenswert – man siehts!

So ging der Tag dann doch auch etwa um Mitternacht zu Ende…..
Am Folgetag war dann einiges los auf dem Boot. Der Maschinist, der Segel macher und wir selbst waren damit beschäftigt die Segel zu montieren. Das nagelneue Grosssegel musste erst einmal mit den Segellatten versehen werden, dann habe wir es gemeinsam am Baum montiert. Die grosse Genua liess sich nicht ohne weiteres montieren; der Segel macher war dann ohnehin der Meinung, dass es zuviel Segelfläche bei dem Wind für einen ‹alten Mann› sei…. 🙂

Dann ging es los. Aus dem Hafen erstmal raus und in das Becken von Marmaris. Hier bin ich erst einmal ein paar Kreise gefahren, um die hydraulische Ruder Anlage zu testen. Funktioniert. Ebenso der Autopilot, er hat zwar ein wenig Versatz, aber das kann man noch einrichten.
Einen 5 Minuten Test bei Vollgas hat der 4 Liter Perkins schadlos überstanden, die Temperatur des Kühlwassers war bei max. 90 Grad. Insofern soweit in Ordnung. Wir machten uns dann unter Motor auf den Weg zu einer Bucht südöstlich von Marmaris.

Nach dem Becken von Marmaris dann Kurs auf eine vorgelagerte Insel. Das Wetter war gut – sonnig und ziemlich Wind. Da würde man schon gern segeln. Aber es war mir auch ganz recht, dass der Motor eine Weile lief um sicher zu sein, dass auch ein etwas längerer Betrieb funktioniert.

Ja… und der Teufel ist ein Eichhörnchen. Das kam dann, denn auf einmal ging der Motor einfach aus. Er liess sich auch nicht mehr starten. Ich hatte die Vermutung, dass er keinen Diesel mehr bekommt. Aber das half uns da erst einmal nicht viel. Wir hatten auflandigen Wind und wenn wir länger manövrierunfähig gewesen wären, hätten wir ein Problem mit dem Land bekommen.
Also fing ich an zusammen mit Mari und Deniz das Grosssegel am Mast anzuschlagen. Immer einen Mastrutscher rein, dann wieder ein Stück weiter. Schlussendlich war das Grosssegel oben, leider fehlte der Unterliekstrecker – trotzdem ging es gut mit dem Segel. Wir waren wieder Manövrierfähig und bewegten uns mit bis zu 5.5 Knoten wieder Richtung Marmaris. Turgut hatte zwischenzeitlich Hilfe gerufen und Okan kam um zu schauen, wo das Problem mit dem Motor ist. Es war recht schnell klar, dass der Motor keinen Treibstoff mehr bekommt. Aber auf See liess sich das nicht beheben. Also segelten wir Richtung Marmaris zurück. Wir haben allein nur mit dem Grosssegel knapp 6 Knoten erreicht. Ein sehr guter Wert, das Grosssegel hatte ja nur eine recht kleine Segelfäche. Da klingt es ja fast schon realistisch, wenn Okan meinte das Boot schafft über 10 Knoten. Man darf gespannt bleiben.

Zurück in der Bucht von Marmaris haben wir dann das Gross geborgen und wurden dann in den Hafen geschleppt. Das Problem zu lösen würde bis zum nächsten Tag warten müssen.
An Bord wurden wir dann fürstlich bewirtet, während es draussen angefangen hatte zu gewittern. Es schüttete wie aus Kübeln. In dem Fall war das aber gar nicht so schlecht. So wurde zum einen mal der ganze Staub vom Deck abgewaschen. Ausserdem war es ein guter Test für die Dichtigkeit der Luken. Leider waren ausgerechnet die beiden Luken der Eignerkabine, in der wir übernachten sollten undicht. Und zwar so, dass es ständig auf die Matratze tropfte. Da half alles nichts und wir sind nach einem tollen Abend mit Turgut dann doch noch ins Hotel gefahren…..




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