Am Morgen ging es los Richtung Mersincik. In der Bucht waren wir ja schon mal, sie liegt aber eben genau in der richtigen Entfernung von etwa 30sm. Das ist so das, was man an einem Tag ohne Hektik schafft. Also das übliche Procedere. Anker hoch, Luken dicht und los gehts. Soviel zur Theorie. In der Praxis hatte der Autopilot einen ganz schlechten Tag. Er meinte, er hätte keine Daten vom Ruder und fuhr dementsprechend wilde Kreise in dem Bereich der sieben Inseln. Was für ein Spass…. für den Autopilot. Ich fand das nun weniger witzig, denn ein fehlender Autopilot ist etwa gleich spannend wie lauwarmes Bier. Mehrere Resets brachten keine Wirkung. Nach kurzzeitiger Ratlosigkeit beschloss ich dann, in die Backskiste zu schauen wo der Autopilot verbaut ist. Aha! Maroder Kabelkram.
Super. Problem gefunden. Kabel abgeklemmt und mich darüber geärgert, dass man das so kurz machen kann. Dann wieder dran, das ging gefühlt fünf Mal so lang. Vermutlich weil e in der Kiste da unten langsam warm wurde. Da haben es die Nordländer besser. Allerdings passen die im Daunenanzug wohl nicht mehr da rein.
Freude herrscht – erstmal. Es geht immer noch nicht. Also weiter suchen. Und dann war es klar. Das Gestänge, das die Ruderanlage mit dem Ruderlagengeber verbindet war ab. Achje. Kann ja nicht gehen….. Also wieder drangesteckt und siehe da – er macht wieder was er soll.
Da ist die Stange wieder dran. Was war passiert? Einfach gesagt, die Kombination aus Windstärke, Wellengang und einer wild gewordenen Gangway. Die lag nämlich da unten drin. Ich muss dazu sagen, die war von Anfang an da drin. Ich war es nicht. Die Gangway ist wohl da unten rumgefallen und hat das Gestänge abgehauen.
Jetzt konnte es ja losgehen. Es waren 12-14 Knoten Wind vorhergesagt. Gegenwind. Also mit Motor dagegen. Das sagte auf jeden Fall der ‹Wetterfrosch› Windy und relativ übereinstimmend alle möglichen Wettermodelle. Wobei das amerikanische Wettermodell am weitesten von der Realität entfernt war.
Die Realität lag zwischen 32 und 37kn Wind. Das ist schon ein strammes Lüftchen. Hat uns aber nicht davon abgehalten, stellenweise ein wenig zu segeln. Aber das ging eben nur dann, wenn wir nicht genau gegen den Wind mussten. Und bei dem Wind und Wellengang auch noch rumkreuzen, das macht ja dann doch keiner. Also ich zumindest nicht.
Mari hat sich spasseshalber mal in die vordere Kabine verzogen und die Beschleunigung gemessen. (So Sachen machen Wissenschaftler wohl manchmal 🙂
Das Ergebnis: Bis zu 1 g Beschleunigung. Freier Fall und Aufprall eben zwischen den Wellenbergen und Tälern.
Zwischendrin kamen wir dann an imposanten Felsformationen vorbei. Hat die Wissenschaftlerin leider verpasst – wegen den Messungen.
Am Abend haben wir dann nach wieder mal mehreren Anläufen den Anker so versenkt, dass wir der Meinung waren, er müsse jetzt halten. Hat er dann auch. Aber wenn so ein Teil mehrere Male enttäuscht, weil er nicht hält wie er soll – dann ist das Vertrauen irgendwie verschwunden.
Nach dem Schwimmen war Mari dann beschäftigt, die Mandeln zu knacken. Die hatte sie in der Umgegend von Datca aufgelesen und mit einem Hammer bewaffnet dann auf einem Stein aufgeklopft. Dabei musste sie feststellen, dass das recht mühsame Arbeit ist, die die türkischen Frauen und Mädchen da zumeist am Strassenrand verrichten und die Mandeln dann in Beuteln verkaufen. Da isst man doch so eine Mandel mit mehr Bedacht als vorher.
Das Schwimmen und Schnorcheln im türkisgrünen Wasser entschädigt dann aber doch für Unwägbarkeiten der Reise.
…und der Anker hat gehalten….
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