Endlich. Seit dem letzten Oktober keinen ‹offiziellen› oder richtigen Urlaub mehr gehabt – jetzt war das mal wieder soweit. Wie auch schon die vorigen Male, die ich in die Türkei gereist bin, ging das nicht ohne etwas Gepäck ab. 40kg mussten es wieder mal sein. Wenn ich das alles zusammenzähle, müsste doch das Schiff langsam untergehen ?! Tatsächlich ist es aber wohl nicht so schlimm, weil vorher irgendetwas (oder vieles) mal rausgeflogen ist. Bei der jetzigen Reise hatte ich neu einen Windgenerator dabei. Der soll möglichst diese Woche montiert werden. Damit wäre die MUSTANG dann praktisch autark. Was den Strombedarf angeht. Bei Wasser und Diesel nicht. Da ist aber ohnehin die Frage, ob sich das lohnt.
Aber mal vom Anfang an. Es begann natürlich am Flughafen Zürich mit dem einchecken. Der nette Herr meinte, ich hätte aber nur 30kg gebucht, bis ich ihm die aktuelle ‹Baggage allowance› auf der Pegasus App gezeigt hatte. Dann war Ruhe und er hat das Gepäck klaglos entgegen genommen. Schnarcher. Meint der ich wäre ein Anfänger?
Auch wieder wie gewohnt habe ich dann das Sperrgut abgegeben, Kim getroffen für die Autoübergabe und schon gings los. Leicht verwirrt bin ich dann in Istanbul ausgestiegen – ich hatte das nicht mehr so auf dem Radar, dass es zu der (Jahres) Zeit ja zwei Stunden Zeitverschiebung sind.
In Istanbul dann den netten Zollbeamten erstmal erzählt, dass im viereckigen Karton ein Windgenerator ist. Sie wollten dann wissen wofür der sei.
«Für mein Boot. In Marmaris.»
«Was für ein Boot?»
«Eine Segelyacht»
«Welche Flagge?»
…und so weiter und so fort. Und ob es mir da gefalle, wo ich denn rumsegeln würde…. Fehlte eigentlich nur noch der Tee, dann hätten Sie wieder mal Ihrem Ruf alle Ehre gemacht. Aber war dann alles ok und schöne Ferien noch. So ist das hier eben, eigentlich schon noch nett meistens.
Die Sache mit dem Mietwagen ging dann an sich auch schnell. Wenn ich nicht 10 Minuten in dem Parhaus umhergeirrt wäre mit dem Auto auf der Suche nach der Ausfahrt. Sowas hatte ich ja noch nie. Aber hat nichts mit nachlassender geistiger Leistungsfähigkeit zu tun. Eine Ausfahrt, die also solche beschildert war, war nachher eine Sackgasse und der Rest so doof beschildert… naja. Auf jeden Fall gabs einen upgrade mit dem Auto, um den ich nicht traurig war. Der Fiat Aegean ist zwar auch ok – aber der Suzuki Vitara Hybrid Automat ist schon paar Ecken besser.
Die Suche nach Troja war am Anfang etwas harzig, ich bin im nahegelegenen Bauerndorf gelandet und musste mich da erstmal orientieren. War aber gar nicht so schlecht, hat ein schönes Bild gegeben:
Aber WTF ist jetzt dieses Troja? Ich werde ja wohl nicht so lange wie Schliemann suchen müssen.
Dann war ich da. Troja. Endlich. Das war schon auf meiner Liste der ‹last 100 places to see before…› – ihr wisst schon. Jetzt ist das ja Weltkulturerbe. Das erkennt man auf dem Gelände wie auch bei den Weltnaturerben daran dass es überall die gleichen blöden Holzstege gibt. Kommt nachher ein Bild.
Irgendwie müssen die Menschenmassen (die heute aber zum Glück nicht da waren) ja da durch geschleust werden.
Troja selbst ist nicht einfach Troja. Die Siedlung besteht aus mindestens 9 Schichten über etwa 3-4500 Jahre. Man denkt heute, dass das Troja von Homers Ilias die Schicht VI oder VII war. Das Ganze reicht bis in die Bronzezeit zurück und hatte letzte Auftritte als Touristenattraktion unter Kaiser Hadrian.
(Das war der mit dem Wall gegen die Pikten … also Schotten. Die waren damals für die Römer nicht so einfach.)
Die restlichen Bilder verschiebe ich mal in die Galerie. Nach dem alten Geröll (hochinteressant übrigens) gabs dann erstmal ein bisschen was zu Essen.
Heute übernachte ich in einer Pension an einem Campingplatz. Das ist noch einfacher als der Zwischenstop in Bursa, den ich hier einfach ausgelassen habe. War nicht so spektakulär und ich hatte dort keine Zeit einen original Iskender Kepab zu essen. Als ich angekommen bin, war der schon zu und zum Frühstück… naja. Macht ja auch erst um 10 auf. Ich war aber um 8 schon unterwegs nach Troja.
Morgen geht es dann nach Didim. Auch noch was Altes. Es gibt hier eben viel Geschichte, Ich bin gespannt, was mich da so auf der Reise erwartet… Um 6 Uhr morgens geht es los. Spätestens.
Während ich hier am schreiben war, kam jetzt Oran. Er betreibt diesen Mini Camping mit ein paar Zimmern hier. Er ist Fremdenführer und war bei den Ausgrabungen des Tübingers Manfred Korfmann dabei. Sie zählen zu den bedeutensten Ausgrabungen, die hier in der Neuzeit gemacht wurden.
Es gab ein paar selbstgemachte Köfte und ein Bier – nach Sonnenuntergang, es ist gerade Ramadan.
Sehr beeindruckend – Troja wollte immer einmal anschauen. Tief über Europa, Lausanne heute Abend gefühlt knapp über null…Gute Reise und ein gutes Wochenende – Matthias
Hallo Matthias,
eben wegen Troja habe ich extra einen Mietwagen ab Istanbul genommen. Jetzt ist es hier in Marmaris ein wenig wärmer. Aber im Schatten immernoch frisch. Sehen wir mal, wie es sich weiter wettermässig entwickelt hier. Mein Bootsnachbar meinte, dass es letzte Woche noch richtig schlecht war. Jetzt wäre super. Na denn… brauche ich also wegen den Temperaturen nicht mehr meckern.
Liebe Grüsse,
Sven
Hi Sven — wunderbar, die Fotos mit den dazu gehörigen Kommentaren. Ich freue mich wieder wie ein Schneekönig und warte weiterhin auf Deine Berichte. ( mir fällt gerade der neumodische Ausdruck dafür nicht ein…)
Das Frühstücksbuffet in Bursa ?!?!? Ich denke , es ist Ramadan????
Ganz liebe Grüße
Maus
Liebe Maus,
Ich weiss gerade nicht, welches neumodische Wort du meinst. Hoffentlich nicht ‹zeitnah›. 🙂 Bis heute habe ich nicht begriffen, was das für eine selten blöde Wortkonstruktion ist.
Auch wenn hier noch 14 Tage lang Ramadan ist – die Touristen und andere Ungläubige kriegen auch tags was zu essen. Nicht zuletzt will man sich wohl auch den Umsatz nicht entgehen lassen. Wäre glaube ich auch kaum durchsetzbar. Dann würde zur Ramadan Zeit keiner mehr hier in Urlaub fahren. Und ein paar wenige (Kinder, Schwangere, Kranke) sind meines Wissens ohnehin ausgeschlossen.
Liebe Grüsse,
Sven
Hoi Sven, wie immer amüsant, unterhaltam und toll bebildert zu lesen, Deine Reiseberichte. Ich hoffe der Windgenerator wurde nicht gebraucht und ihr hattet so genügend Wind und Sonne. Gruss Robert
Hallo Robert,
vielen herzlichen Dank!
Der Windgenerator wird erst noch montiert und der muss dan ran, wenn keine Sonne scheint. (also vor allem nachts 🙂
Die Idee daran ist, dass auch dann genug Strom für den Autopilot da ist, wenn man nachts segelt.
Liebe Grüsse,
Sven