Momentan warte ich gerade darauf, dass das Geschirr trocknet. Zum Abtrocknen fehlt mir gerade die gesteigerte Motivation. 😉 Guter Zeitpunkt also, endlich mal die letzten Tage zu Papier oder Website zu bringen. Julia ist heute morgen um 6:30 Richtung Flughafen gefahren und ich bin nun wieder allein auf dem Boot. Merkwürdiges Gefühl, nachdem ja 3 Wochen lang nun immer jemand da war.
Die letzten Tage – nach Fethiye – hatten wir so ziemlich alles. In Fethiye totale Ruhe und spiegelglattes Wasser im Ankerfeld mit Delphinen. Bis hin zu Wind in Böen über 30kn.
Nach Fethiye sind wir noch einige Meilen südwärts gesegelt um dort in einer Bucht zu ankern. Gar nicht so einfach, denn vor Ölüdeniz ist es ähnlich voll wie rund um Göcek. Wir haben also in einer Ecke geankert, die zwar nicht ganz einfach war, aber dafür hatten wir dort unsere Ruhe. Bis auf den angeschwemmten Plastikmüll, den haben wir erstmal eingesammelt und sind anschliessend baden gegangen.


Später sind wir dann noch auf Spritztour mit dem Dinghy gegangen. Das Cabrio mit 2.3 PS hat zwar keine brachialen Beschleunigungswerte, dafür kann man mit einer Tankfüllung ewig rumgondeln und der Sonne nachfahren, die so langsam hinter dem Berg verschwinden wollte. In der Gegend sind ein paar Inseln, auf denen wohl früher mal Dörfer waren. Die Ruinen sind noch da – das wars dann aber auch. Wenn ich mal viel Zeit habe, werde ich mir die mal näher anschauen.




Am nächsten Morgen mussten wir nun entscheiden, ob der Rest Diesel im Tank langt ohne zusätzlichen Tankstopp in Göcek oder nicht. Die Entscheidung war, dass es auch ohne gehen sollte. In die Bucht von Göcek / Fethiye sind es jedesmal auch mehr als 10sm, wenn man sich die spart sollte das schon gehen. Ausserdem haben wir ja ein Segelboot – also gehts ja auch mit dem Windmotor. Einziges kleines Problem ist die Stromversorgung, denn die Solarzellen, die eigentlich 400W bringen sollten zur Mittagszeit – die bringen dann nur ein Viertel, also 100W. Das ist zuwenig um die Batterie nach der Nacht wieder richtig aufzuladen. Da werde ich wohl nächstes Jahr mal ran müssen, der Plan ist dort aufzustocken auf 2 x 370W Panels. Dann sollte das ja mal hinkommen. Klimaanlage habe ich ja keine (mehr).
Wir wollten also in die Bucht, wo wir vor ein paar Tagen schon mal waren. Ziemlich hohe Welle und starker Gegenwind haben das zu einer kleinen Herausforderung gemacht. Mit dem Cutter-Segel ging das aber dann recht gut und wir sind schlussendlich in der Bucht eingelaufen. Während wir Ausschau gehalten haben, welche Ecke bei dem Wind und Welle wohl am Besten wäre, ist ein Charterboot mit lauter nassforschen Gestalten angekommen und dann mit Vollgas in die Ecke, in die wir eigentlich wollten. Was solls. Also gegenüber mal schauen. Und siehe da – das war von der Lage zu Wind und Welle fast besser und hatte am Morgen dann wesentlich weniger Wespen als auf der anderen Seite. 🙂


Am Morgen – vor dem Frühstück – sind wir dann auf Expedition in die Bucht gegangen. Am Abend vorher waren uns die Badeschlappen und anderer Müll aufgefallen. Das wollten wir einsammeln. Also mit dem Board und einem 100l Müllsack rüber zum Sammeln. Als wir dann so dran waren mit dem Sammeln, haben wir gemerkt – ein Sack langt nicht. Also nochmal zurück und zwei Säcke geholt. Die waren aber dann auch in kürzester Zeit voll. Noch mehr ging dann aber auch zeitmässig nicht – wir hatten noch eine Etappe vor uns und so wie es aussah, würde das wohl wieder Gegenwind werden bis Ekincic.


Danach gings dann los – Welle wieder bis ca. 2m und Wind in Böen bis etwa 30kn. Das war schon was. Wir mussten den Strand von Dalaman hinter uns bringen Richtung Nordwesten und genau da kam der Wind her. Das hiess kreuzen. Ging aber mit dem Cutter Segel recht gut und bei den Windstärken und Wellen war Julia in Ihrem Element und hat das Boot durch die tosende See gesteuert.


Auf den letzten Meilen hat der Wind etwas nachgelassen (Etwa 20kn), da wollten wir es mal mit der Genua probieren um etwas mehr Fahrt zu machen. Gegen die Welle braucht es schon ein wenig Kraft, da schien uns das eine Möglichkeit mehr Geschwindigkeit hinzubekommen. Statt der 3h für 15sm waren wir schlussendlich dann fast 6h unterwegs bis nach Ekincic.
Das Genuasegel war aber wohl anderer Ansicht – plötzlich warf sie am unteren Ende Falten. Was ist denn das?! Das Auge am Top war gerissen und die Genua kam langsam aber sicher unaufgefordert runter. So ein Käse. Bei Windstärke 7 und Welle auch noch Genua bergen. Also bin ich vorne rumgekrochen und habe mit vielen Duschen zwischendrin die Genua runtergenommen und erstmal notdürftig an die Fussreling geknotet.
Noch dazu war dann auf dem Steuerbordkurs plötzlich in der Pantry landunter. Ich war der Meinung, diese tiefen Spülbecken machen das locker mit – auch wenn man das Seeventil nicht schliesst. Pustekuchen. Also unter Gerappel und Getose in die Eingeweide des Schiffes gekrochen und das Seeventil geschlossen. War ja wohl eigentlich eine gute Idee – nur…. ich musste feststellen, dass das Seeventil unter dem Druck auf der Steuerbordseite dann Wasser macht. Durchaus unerfreulich, das. Das Gute dabei allerdings: Endlich war mit klar, warum nach stärkeren Segeleinsätzen immer Wasser in der Bilge war. Also muss da ein neues Seeventil rein, sobald die Mustang wieder auf dem Land steht.
Als wir in Ekincic angekommen sind, waren wir dann doch leicht groggy und sind dann vornehm an Land essen gegangen. Für den Tag wars genug mit segeln….
Gestern sind wir dann früh aufgebrochen um Wind und Welle (alles gegenan) ein wenig zu vermeiden. Das hat soweit auch funktioniert und wir haben kurz vor Marmaris dann nochmal einen Badestop eingelegt. Richtig frisch ist es mittlerweile hier. Das Wasser hat nur noch 24 Grad, das sind wir gar nicht gewöhnt. Dazu Wind von Norden, der ist ohnehin immer kühler.
Nach einem sehr souveränen Anlegemanöver war die Mustang also wieder im Hafen. Okan und Ayhan waren auch da und so haben wir dann einige Arbeiten besprochen, die gemacht werden sollen. Neben dem abgebrochenen Griff am Niedergang gibt es ein paar kleinere und grössere Dinge, die noch anstehen. Aber es wird immer besser. Die Fehlerquote sinkt kontinuierlich und es muss auch gesagt werden, dass der Perkins Diesel jetzt absolut zuverlässig läuft. Auch in schwererem Wetter. Tiptop.
Die nächsten 3 Tage werde ich nun noch aufräumen, zusammenpacken und das Boot parat machen für den Winter. Das ist noch ein wenig Arbeit, aber nicht mehr so schweisstreibend wie im August. Heute morgen waren es nur noch 17 Grad, soll aber noch wärmer werden.

nettes Eckchen 

Ankerbier nach dem Plastiksammeln 
Spritztour mit dem Dinghy Richtung Sonne 
Da wird das Deck nass – und salzig. Das ganze Boot ist mittlerweile von einer Salzkruste überzogen 

Eine der Inseln. Belagert von Gülets und anderen Booten 

Angenehm warm in der Sonne 




Die Alternativbucht von oben 






Da wars auch nicht so wirklich schlecht 


Bracuht noch wer Schuhe? 
Da gabs einiges zum einsammeln… 

Beach Cleaning Expedition 

Julia steuert hart am Wind 

Wegen einem Imker muss gelöscht werden. Anscheinend hat er hinter Marmaris durch unvorsichtiges hantieren mit seinem Rauchpfeifchen einen Waldbrand ausgelöst. Wieder ein paar Hektar Wald abgebrannt…. 
Die Genua ist unaufgefordert runtergekommen.

Hi Sven,
ja wo soll ich denn anfangen zu antworten? Ihr habt zum Schluß noch soviel erlebt…. für die Säuberungsaktion müßte ich Euch noch bei den Klima aktivisten zur Medaillenverleihung vorschlagen!! Ha, ha, Lobenswert habt Ihr das gemacht.
Und das mit dem Seeventil ist schon mal bedenklich – werden in den Krimis damit nicht immer die Boote (samt Leichen ) versenkt ???!? Es ist sehr zu empfelen, wenn diese Ding baldmöglichst erneuert wird, zu meiner Beruhigung.
Wir sind seit gestern hier in Frankreich, und auch wir haben teilweise morgens nur 11 Grad, die sich jedoch im Laufe des Tags auf 23 Grad hochschrauben. Ebenfalls haben wir zeitweise starken Nordwind. Ansonsten husten wir Beide noch arg um die Wette, aber es wird schon besser.
Bewundernswert wie Julia bei stürmischer See den Kurs hält, ein echtes Naturtalent.
Verstehe ich es richtig, daß Du ebenfalls in 3 Tagen das Schiff verläßt? Wir werden dann wieder per mail kommunizieren.
Ganz liebe Grüße, auch unbekannrerweise an Okan und Ayshe
Grüßli Maus