Von 0 auf 9 auf Tinos

Von 0 auf 9 auf Tinos

Nachdem wir im Nordosten von Ikaria geankert hatten, haben wir einen halben Tag genutzt, um uns in eine südwestlich gelegene Bucht von Ikaria zu verlegen. Die Bucht war in der Seekarte als ‚St. Georges East side bay‘ verzeichnet. Keine Ahnung, warum die jemand so bezeichnet hat. Ich habe da nirgends einen heiligen St. Georg gefunden. Da war es recht schön, in der Nähe von imposanten Felsen – mit zugehörigen Fallwinden. Wie Rod Heikell in seinem Buch ja schon meinte, ist der Ikarus wohl niemals auch nur ansatzweise in die Nähe der Sonne gekommen. Sondern es hat ihm vorher die Federn weggeblasen bei Ikaria…

Ganz nett beim St. Georg, aber zuweilen ’nasty gusts‘

Der Sonnenuntergang wie auch der Sonnenaugang waren dann spektakulär. Ich bin am Abend noch zum Ufer geschwommen um ein Bild zu machen. Das war ein rechtes Stück zum schwimmen und ich dachte schon, ich breche die Übung ab. Aber wäre ja auch blöd gewesen – auf der Hälfte umdrehen ohne Bild. Also durchhalten und gegen die Böen zum Ufer und auf die Felsen geklettert.

Sonnenuntergang mit Mond bei Ikaria
ähnlich spektakulär der Sonnenaufgang… Da war ich recht früh wach… 🙂

Die gesamte Überfahrt nach Tinos war nicht wirklich was mit Wind. Also musste der alte Perkins eben einen Dauerlauf machen, bis wir dort angekommen sind. In den Hafen sind wir nicht gegangen, weil wir eben gern noch schwimmen gehen wollten. Das ist im Hafenbecken eher nicht so prickelnd, selbst wenn auch dort das Wasser dem Anschein nach sehr sauber ausgesehen hat.

Am Abend haben wir mit dem Dinghy übergesetzt und dort Katrin getroffen. Beim Warten in einem Kafeneon konnte man dann schon die Wallfahrtskirche sehen. Und die ‚Krichspur‘ rechts, die Katrin erwähnt hatte. Sie meinte eben: ‚Das findet Ihr schon, das ist dort, wo die Leute hochkriechen‘. Und Tatsache, eine mit Teppich belegte Spur führt vom Hafen bis zur Kirche hoch.

Der Hafen von Tinos
Die Strasse zur Wallfahrtskirche mit der ‚Kriechspur‘
Wir hatten das mit den Leuten, die da hochkriechen erst für einen Witz von Katrin gehalten. Aber wie man sieht… es stimmt. Der jüngere Mann hinten dran hat am Schluss gewonnen und ist zuerst ins Ziel.

Die Kirche haben wir nach einem frisch gepressten Orangensaft dann auch noch besichtigt. Allerdings sind wir hochgelaufen, nicht auf allen vieren gekrochen.

Aussenansicht der Wallfahrtskirche. Von hier sieht es noch bescheiden aus.
Aber ohooo! Da hat man nicht gekleckert.

Tinos Stadt ist recht nett – halt eben ein Souvenir und Heiligenbildchen Laden am anderen. Wir hatten auch herausgefunden, für was die ganzen kleinen Fläschchen sind, die überall verkauft werden. Damit füllt man sich vom heiligen Wasser ab, das hier wohl Strömen fliesst.

Gedränge an der ‚Abfüllstation‘ für das heilige Wasser.

Am Abend gab es dann in einem netten Restaurant noch was zu essen. Die Vorpeisen dort waren super, beim Hauptgang haben sie aber stark nachgelassen. Meine gegrillten Sardinen mit Olivenöl waren aber gut. Kann man vermutlich nicht viel falsch machen.

In der Nacht gings dann los. Es waren hohe Windstärken angesagt. Aber dass es dann bis Beaufort 9 gehen sollte, damit hatten wir nicht so wirklich gerechnet. Am Morgen dann noch ein Schreck. An der neuen Genua ist der Wind reingefahren und hat sie im oberen Teil aufgewickelt. Im Sturm gab es dann im oberen Drittel eine Blase. Die haben wir mit Arbeit und Krafteinsatz glücklicherweise beseitigen können. Aber das Segel wurde auf Höhe der Salinge durch das massive Schlagen beschädigt und muss wohl dann von Anitta repariert werden. Aber wir haben es gerettet. Bei einer Saling (Querstrebe am Mast) hat sich eine Schraube durch das Gerüttel gelockert und die Saling hängt jetzt nach unten. Das und das Deckslicht, das nun auch nicht mehr geht muss dann wohl bei ruhigem Wetter mal gemacht werden. Dazu muss man mit dem Bootsmannstuhl nach oben um das zu machen. Wie gesagt, das geht erst später. Den Tag haben wir dann auf dem Boot verbracht. Es war nicht daran zu denken, mit dem Dinghy überzusetzen. Das war etwas blöde, denn wir hatten am Abend vorher einen Scooter gemietet, der nun ungenutzt einen Tag lang rumgestanden ist.

Am Abend wurde es ein klein wenig ruhiger, da sind wir dann mit der Gummigurke rübergefahren. Gegenwind – wir sind also doch noch nass geworden, bevor wir dann am Abend in ein tolles Restaurant gegangen sind, das uns Katrin empfohlen hatte. Die Spezialität dort ist fermentierter/getrockneter Fisch. Das war alles superlecker! Der Inhaber ist wohl dafür bekannt, hat ein Buch herausgegeben und gibt Seminare wie die Technik funktioniert. Man kann es sich zum Teil so vorstellen, wie einen Schinken – der aber eben nach Fisch schmeckt.

Im ‚Marathia‘

Am Folgetag haben wir dann unsere Inseltour mit dem Scooter gemacht. Von Tinos aus ging es über die ganze Insel bis nach ‚Panormos‘. Die Bucht und damit der Naturhafen waren trotz den starken Winden erstaunlich ruhig. Da gabs dann erstmal ein Eis, bevor wir dann wieder zurück gefahren sind. Erstaunlich an Tinos sind auch die ganzen Trockensteinmauern auf der Insel. Offensichtlich verfallen die aber langsam alle und das Know-How wie man die wieder aufbaut ist grösstenteils verloren gegangen.

Auf dem Weg nach Panormos. Man sieht die Trockensteinmauern auf der ganzen Insel.
Der Hafen von Panormos. Zum anlegen zu flach, aber man könnte vornedran auch ankern.

Ebenfalls interessant sind die ganzen Taubenhäuser von Tinos. Sie haben Ihren Ursprung bei den Venetiern, die da ihre Brieftauben gezüchtet haben. Aber offensichtlich waren die Exkremente der Tauben auch ein ausgezeichneter Dünger, weswegen es inflationär viele Taubenhäuser auf Tinos gibt.

Eines von vielen Taubenhäusern.

Nach unserem Ausflug und der Rückgabe des Scooters ist nicht mehr viel passiert – dafür aber am nächsten Tag. Mit gerefften Segeln sind wir von Tinos zurückgesegelt bis nach Ikaria. Die Windstärken waren immernoch heftig, aber mit Halbwind ging es einigermassen. Nach der Nacht in einer Bucht dort wollten wir eigentlich nach Samos um dem Meltemi in Sturmstärke zu entgehen. Das ist uns aber nicht gelungen. Wegen unerwartet Gegenwind und sehr hässlichen Wellen mussten wir abdrehen und sind nun in einer Bucht auf Fourni. Der Meltemi wütet weiter und wir sitzen hier erstmal fest, bis sich das berühigt hat. Selbst in der Bucht hat es noch massive Böen und heute morgen mussten wir den Anker neu setzen, weil er sich losgerissen hatte. Glücklicherweise ist das am Morgen passiert und nicht in der Nacht…

Sieht ruhig aus, ist es aber nicht. Allerdings immernoch besser als ‚draussen‘.



1 thought on “Von 0 auf 9 auf Tinos”

  • Wow – was für eine Fülle von wunderbaren Fotos… Da hast Du uns aber verwöhnt – ein Ort schöner als der andere, und daß der Wind so arg geht, sieht man ja nicht. Kein Wind ist nix, aber zuviel auch nicht. So müßt Ihr halt ausharren, Columbus läßt grüßen.
    Das Katzenwarnschild-Foto muß ich doch glatt Chris weiterleiten, originell wahrhaftig. Bis jetzt hatte der Anker eigentlich gut gehalten, ich habe es kürzlich noch gelobt, aber offensichtlich : was zuviel war, war zuviel…
    Sind auf dem «Kriechweg» zur Wallfahrtskirche viel unterwegs? Eigentlich sollte damit Buße getan werden, daran kann man sehen wieviele «Sünder » unterwegs sind….
    Euch wünschen wir trotz allem Unbill noch schöne Tage, das Wetter stimmt ja.
    Grüßli Maus..

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