Elefantenschreck und Höllenritt

Elefantenschreck und Höllenritt

Nachdem ich im Hotel in Piacenza noch ein für italienische Begriffe unübliches Frühstück genossen habe, gings direkt auf die Autobahn. Unüblich war das Frühstück für meine Begriffe, weil es eben nicht nur Süsskram war. Sondern auch Käse, Wurst, Ei, etc. Das war wohl deswegen so, weil dort anscheinend viele Handwerker absteigen.

Die Fahrt nach Ancona war dann vergleichsweise unspektakulär. Ausser einem Temperatursturz von vorher 28 Grad auf nur noch 14 und ein paar Tropfen Regen nichts besonderes. In Ancona angekommen musste dann erstmal der Checkin gemacht werden. Kleiner Adrenalischub, als der Fahrzeugausweis nicht im Portemonnaie war wie die letzten 8 Jahre. Da ist mir eingefallen, dass der bei der letzten Fahrzeugkontrolle vielleicht unter der Sitzbank sein könnte. Da war er dann auch und ich konnte den vorlegen zum Checkin. Das ‹Igoumenitsa› Schild in Empfang genommen und an mein Moppet geheftet.

Ich dachte eigentlich, ich wäre der Einzige mit Motorrad – weit gefehlt.

Danach um die Ecke zum Anleger. Da sass ein einsamer Österreicher mit seiner Honda. Sonst war da nichts. Etwa eine Stunde später sah das anders aus.

Ungefähr 30. Davon 90% deutschsprachig. Erstaunlich. Ganz links im Bild Asy mit seiner Vmax. Mehr dazu später.

Wir mussten dann noch recht lang warten, bis es mal auf die Fähre ging. Zwischendrin noch ein monsunartiger Regenguss und wir haben uns alle gewundert, wie viele Sattelschlepper auf so eine Fähre passen. Ich dachte schon, das ist versteckte Kamera und die lassen die immer vorn irgendwo wieder reinfahren. Aber irgendwann hatte das ein Ende und ich habe es auf die Fähre geschafft ohne die die schwere Fuhre auf den glatten Böden in der Fähre umzuschmeissen. Da habe ich schon immer etwas Bammel davor, muss ich zugeben. Aber vielleicht ist das ganze Gewicht ja auch gut für die Bodenhaftung….

Die Kabine. Wesentlich geräumiger als die erste Klasse im NightJet nach Hamburg….

Bei der Bar (wo sonst 😉 habe ich dann die Motorrad Jungs (und Mädels) wiedergetroffen. Ich kam dann mit Asy ins Gespräch und wir haben uns zum Essen verabredet. Asy ist übrigens 78 und fährt bis nach Rhodos. Da noch ein bisschen Zeit war, dachte ich mir ich lege mich nochmal altherrenmässig vor dem Essen hin. Mit jetzt 60 kann ich mir das ja erlauben. 🙂
Da gab es noch eine Überraschung. Eine Frau stand vor meiner Kabinentür, die Tür offen. Sie hat mir dann erklärt, dass sie die gleiche Zimmernummer haben (!?!). Ihr Mann war zwischenzeitlich zur Rezeption und dann konnte das wohl – glücklicherweise – geklärt werden und sie haben eine andere Kabine bekommen.

Zu Abend gegessen haben wir dann im a la carte Restaurant, denn beim Self Service war die Hölle los. Statt dessen hatten wir es ruhig, mit Tischdeckchen, Stoffservietten und allem Brimbamborium. Das Essen war wider Erwarten sehr gut und so haben wir uns blendend unterhalten. Während wir durch die Scheibe des Restaurants den hungrigen Zombies beim warten auf einen Platz zugeschaut haben…

Der war ausgezeichnet. Aberirgendwann leer. Bettzeit.

Auf dem Weg zum Bett war ich noch kurz draussen; dort war irgendein Bibelverein am Singen. Das Schiff war voll ausgebucht und ein gefühlt die Hälfte waren irgendwelche Betschwestern und Bibelforscher. Da haben wir mit unseren Motorrad Klamotten super reingepasst.

Rauf geht ja. Aber runter von der Fähre. Wieder Zitterpartie. Genau genommen weiss ich gar nicht, wieso ich mit dem Motorrad so einen Respekt davor habe. Ist ja noch nie was passiert. Egal. Ich war unten und es ging los. Einmal quer durch die griechischen Berge war der Plan. Dass das Wetter gemischt werden würde, das wusste ich schon dank dem Regenradar und der Anzeige ‹Heavy Rain› auf der Autobahn nach Ioannina. Anzeige gelesen…und keine 5 Minuten später eine Dusche. Kurz, aber erfrischend.
Nach Ioannina ging es auf die Landstrasse. Dort habe ich das Navi eingeschaltet und mich auf die geplant kurvige Strecke lotsen lassen. Zweimal verfahren, weil die Ansagen von dem Teil nichts getaugt haben. Aber irgendwann gings dann. Die Strecke war dann gemischt. Neuer Aspahlt, alter Asphalt, kein Asphalt…. Hoppla. Gut – hätte man erwarten können.

Die Landschaften kann man als spektakulär bezeichnen. Wirklich.

Nach einem längeren Ritt um viele Kurven mit seehr wenig Autos gings dann irgendwann immer steiler hoch. Von den vormals 15 Grad waren irgendwann nur noch 8 übrig. In einer Kurve war dann ein (erster) Steinschlag und Schlamm von Regenfällen auf der Strasse. Ich war ja nicht schnell unterwegs,wäre aber auf dem Schlamm beinahe in den Graben gerutscht. Nochmal heile da rausgekommen – und weiter im Text. Weiterhin alles spektakulär, wenngleich ich zwischendrin leichte Zweifel hatte, ob das jetzt die Idee des Jahrhunderts war. Die Anzahl der Steine auf der Strasse und weggespülter Asphalt ist ja schon abenteuerlich. Aber irgendwie … so als praktisch erste Fahrt in der Saison…

An diesem Punkt war meine Motivation nicht mehr ganz die Gleiche wie am Anfang. 7 Grad, Schnee, Hagel, Regen. Die Strasse eine Reihe von Löchern, voller Felsbrocken, Erde.

Nachdem ich dann den Pass – dessen Namen ich nicht mehr weiss – erklommen hatte, habe ich mir gedacht es langt für heute. Ich war schon 3 Stunden in dieser Gegend unterwegs und trotz Fleece Pulli angefangen zu frieren. Der Tank war zu allem Übel auch noch fast leer und meine Windschutzscheibe hatte sich auf einer Seite durch das Gerüttel gelöst. Der Abstieg aus den Bergen war ähnlich abenteuerlich, aber nicht mehr ganz so wild. Irgendwann gab es dann Landschaft wie im Schwarzwald und Feuersalamander auf der Strasse. Da gings dann langsam wieder.

Black Forest in Greece

Da in den Bergen immer mehr Regen zu erwarten war, habe ich in der nächsten Ortschaft mit Tankstelle mein schwarzes Pony mal gefüttert und bin zum Galopp auf Autobahn Richtung Thessaloniki. Da gab es zwar auch noch ein paar Regengüsse, aber es wurde immer trockener und wärmer. Meteora und Olymp hin oder her. Mit der Kirche habe ich nicht viel am Hut und die Götter kommen schon auch ohne mich klar.

Trocken und warm auf einer Raststätte 40km vor Thessaloniki. Das finden nicht nur die Hunde gut.

In Thessaloniki habe ich dann vor dem Kriegsmuseum geparkt und mir ein wenig die Stadt angeschaut. Kam mir ein wenig vor wie ein kleines Athen. Oder Nizza ohne Strand. Irgendwo dazwischen. In der Stadt überall Zeugnisse römischer oder byzantinischer Baukunst. Da bräuchte man eigentlich noch ein wenig mehr Zeit. Aber ich wollte ja noch auf die Fähre…

Da wurden sicher die Piraten eingekerkert…

Nach einigem Warten ging es dann auf die nächste Fähre. Mit der obligatorischen Wartezeit, versteht sich.

Blau statt rot. Aber schwimmt auch.

Die steile Rampe in das Schiff rauf – uff. Geschafft. Diesmal waren zwar keine Betschwestern an Bord, aber die Fähre war noch voller. Das hatte zur Folge, dass ich ab 2 Uhr nachts dann auf dem Boden einen Platz hatte. Da habe ich mir gedacht, das mit der ‹Eco› Klasse auf einer Fähre war in diesem Fall eine Schnapsidee.

Trocken, warm und bequem…. für das Moppet.

Nach Limnos hat sich das Schiff aber geleert. Dann ging es, ich hatte immerhin zwei Barsessel um mal ein paar Powernaps zu machen. Wobei das die Batterie nicht wirklich gefüllt hat.
Am nächsten Tag ging es dann noch bis 14.45, dann hatten die Reifen Kontakt mit der Insel Samos. 14.57 war ich in der Marina. Stalldrang nennt man das wohl.

Hach…. schon noch nett.

Mal kurz hinlegen, bevor ich Marc am Flughafen begrüsse – so eine Stunde – das kann nicht schaden. Kurz vor 18:00 aufgewacht … hoppla … und der Flieger landet 18:10. Na denn aber mal los.

Wir haben die Sachen und die Koffer aufs Boot geworfen und sind erstmal Essen gegangen. Das war richtig gut. Den auf der Fähre gabs nicht so viel vernünftiges.

Cheese pie with Honey and Walnuts

Die reduzierte Vorsaison-Karte im Restaurant war vollkommen ausreichend. Es gab eigentlch genug. Fisch, Fleisch, Vorspeisen. Auf dem Boot noch einen Rum – let’s call it a day. (a long day 🙂

Anitta, die Segelmacherin (übrigens Finnin, daher der Name) kam um 10:30 und hat die Segel gebracht. Sie seien in guter Verfassung, man musste sie nicht reparieren. Sehr gut.
Da allerdings der Motorrad Laden in Vathy (oder Samos Stadt) nur bis 14:00 offen haben sollte und ich noch einen zweiten Helm kaufen wollte, sind wir zusammen nach hingefahren. Helm erstanden, griechische SIM Karte auch. Noch ein Gyros in einem Restaurant für Einheimische gegessen und zurück.

Dummerweise war ziemlich starker Wind, da hat es dann 2 Stunden gedauert. bis wir das Grossegel mal oben hatten. Die zwei Genuas machen wir morgen, da kommt ohnehin noch Cleopatra zum putzen. Also noch eingekauft und wieder aufs Boot.

Morgen sehen wir weiter. Es sind recht starke Winde vorhergesagt….

PS.: Elefantenschreck-Erklärung: Die Metzeler Motorradreifen haben Elefanten an Rand der Lauffläche. Bei entsprechender Kurvenlage rubbelt es die ab….



2 thoughts on “Elefantenschreck und Höllenritt”

  • Oh,oh – die Reinkarnation von Yasha und Mia…..Die 2 Hunde auf dem Rastplatz.
    Ansonsten war es ja wirklich ein Höllenritt über das Gebirge, GsD ist alles gut gegangen, nun kannst Du Dich hoffentlich mal erst etwas erholen. Ist alles ok mit der Mustang?? Und wie ist das Wetter? Wir haben hier Sonne, aber einen eiskalten Ostwind.
    Luzi macht sich gut, kennt das Leben hier ja schon seit Jahren.
    Nochmals Danke, danke für die vielen Fotos,
    Grüßli , auch an Marc, Maus

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