30 Cent und das Ende der Welt

30 Cent und das Ende der Welt

Nach der Abreise von Julia war es Zeit, dass ich mich mal um die Ruderanlage kümmere. Als Erstes also mal den Ruderlagengeber angeschaut. Ich hatte die Befürchtung, dass das (Plastik) Gewinde mit dem er am Ruder angeschlossen wird gerissen wäre. Das wäre relativ blöd gewesen, denn sowas als Ersatzteil zu bekommen ist eher schwierig. Meist werden solche Geräte ja nur komplett verkauft. Nachdem ich aber die Matratzen in den vorderen Raum verfrachtet hatte und mir das angeschaut habe, hat sich die Befürchtung nicht bewahrheitet. Auf einer Seite war es einfach raus und das Plastikgewinde noch in Ordnung. Also das Ganze wieder richtig reingeschraubt, etwas Loctite drauf. (Hört sich einfach an – aber ich musste noch die Nullstellung finden. Und das ist nicht so einfach, wenn man es allein machen muss, weil: Geber unten – Steuerrad oben – Ruder unter dem Schiff :).

Der Geber (auf englisch: ’sensor›, das erklärt es besser.) Er meldet die Ruderlage an den Autopilot zurück. Und an das Display. Braucht man bei Hydraulikanlagen schon.
Jetzt ist er wieder auf null. Oder fast – wie ich bei der Fahrt in die nächste Bucht beim Praxistest festgestellt habe.

Dann habe ich mir die Sauerei mit der Ruderanlage angeschaut. An der Lenksäule ist ja das Hydrauliköl fast schon rausgespritzt. Dabei habe ich festgestellt, dass der Reservetank für das Öl wohl leer sein musste. Es klang beim draufklopfen auf jeden Fall so. Und so war es dann auch. Also mal nachgefüllt. Und die Verschlussschraube inspziert. Da war eine Kupfer Unterlagscheibe zur Dichtung drauf. Soweit normal. Nicht normal: Der passte gar nicht, war zu gross. Fragt man sich, wer macht sowas. Das kann ja nicht funktionieren. Also bin ich zu Nektarios in Pythagorio geradelt. Er hat dort den (einzigen) Marine Zubehör Laden. Und er hatte eine passende Kupfer Unterlegscheibe. Ich habe ihn dann noch gefragt, ob er eine Hydraulikpumpe besorgen kann – sollte die zusätzlich das Problem sein. Er fragte: ‹Raymarine?› Antwort: ‹Ja, Typ2, 24 Volt›. Da schaut er mich mitleidig lächelnd an und meinte, dass Raymarine schon teuer sei, wenn man nur den Namen ausspricht. :)) Und das es nur einen Händler in Griechenland gibt, der das Monopol hätte…. Hörte sich schwierig an, also habe ich das mal beiseite geschoben. Wenn es sich vermeiden lässt über tausend Euro für so eine Pumpe auszugeben…

Dienstag hatte ich ja wieder Arbeitstag, also ist da nicht so viel passiert. Am Mittwoch kam dann Zoran. Ich dachte, es sei Zlatko. Wie er mir aber erzählt hat, sind sie Zwillinge. Und hätten damit früher jede Menge Unfug getrieben. Mit ihm zusammen haben wir uns das mit der Steuerung nochmal angeschaut. Ich dachte, man müsste die nochmal entlüften – ähnlich wie bei den Bremsen. Aber nach einigen ( > 20) Drehungen am Steuerrad und gleichzeitig nachfüllen von Hydrauliköl meinte er das sei gut so. Erledigt. Sehr gut! (Erstmal keine neue Hydraulikpumpe – die ja ’nur› für den Autopilot ist).

Achja. Vergessen. Am Montag nachmittag bin ich dann noch ans Ende der (Samos) Welt gefahren. Im Dorf Drakei hört die Strasse auf und man soll dort einen fantastischen Blick auf den Sonnenuntergang haben. Also auf den Weg gemacht, bei 38 Grad war das schon eher warm auf dem Motorrad. Noch wärmere Füsse von der Motorenabluft gabs gratis dazu. Zwischendrin habe ich in Limnionas einen Stop eingelegt.

Limnionas

Die Strasse nach Drakei war dann spektakulär. Insofern, als dass die Aussicht schon mal toll war. Und die Strasse selbst war entgegen meiner Erwartung einwandfrei in Schuss. Es ging da viele Kurven durch die Berge und endete schliesslich eben in Drakei.

Die Strasse nach Drakei

In Drakei gibt es die ‹Taverna Kostas›, dort bin ich dann hin. Bei fantastischer Aussicht bekommt man hier das Essen serviert….

Aussicht von Taverna Kostas auf Fouri (links) und Ikaria

Auf dem Rückweg hatte es dann (nur) noch 30 Grad. Das kam mir zwischenzeitlich fast ein wenig frisch vor… 🙂

Den Rest der Woche habe ich mit arbeiten für die Firma und abends fürs Boot verbracht. Ein Elektroproblem endlich in den Griff bekommen und noch zwei Pensionen für den September organisiert. Jetzt ist Wochenende und ich bin mit leichter Vezögerung in eine Bucht gefahren, nicht weit von Pythagorio. Aber weg aus der Marina. Die Verzögerung kam dadurch zustande, dass es mir am morgen noch zuviel Wind hatte. Da waren 20kn Wind in der Marina, da wäre es schwierig gewesen allein rauszukommen. Und wenn in der Marina schon 20kn Wind sind – dann ist es draussen garantiert einiges mehr.

Achja. Und am Tag vorher hat Anitta (Die Segelmacherin, Exil-Finnin) einem Nachbarboot die Segel gebracht. Die Yacht hiess ‹My Way›, so ein auf schnell getrimmtes Schiff. Der Mensch dort hat dann wohl bei dem Wind probiert die Segel zu montieren. Das hätte ich mir ja verkniffen, aber gut – er wird schon wissen was er da tut.

…denn sie wissen nicht, was sie tun…

Bei der Genua (Vorsegel) hatte ich dann aber so meine Zweifel. Klar, ich weiss nicht genau, was da passiert ist. Aber etwa 3 Stunden lang ging die Aktion. Bei Starkwind hing der Mann im Bootsmannstuhl am Mast und hat irgendwas versucht hinzubekommen. Hatte sich wohl was verhakt / verklemmt oder so. Ich dachte mir da nur: ‹die machen solange weiter bis der Krankenwagen kommen muss›. War zwar dann glücklicherweise nicht so. Aber es endete damit, dass der das (teure) Laminatsegel abgeschnitten hat. (!) Nundenn – mehr als 5000 Euro den Bach runter. Wer hat, der hat. Wie gesagt, ich weiss nicht genau was passiert ist. Aber denke mir, dass es schon auch mit dem starken Wind zu tun hatte.
Ich hatte das mit Marc zusammen etwas anders gemacht. Wir hatten die eine Genua noch draufbekommen, dann war aber anschliessend starker Wind und wir haben das montieren der zweiten Genua erstmal verschoben. In eine Bucht vor Anker. Wenn es dann Wind hat, dreht sich das Schiff automatisch in den Wind und man hat nicht so ein Problem wie in der Marina. Dort ist das Schiff fixiert und der Wind kann voll ins Segel drücken….

Nun bin ich hier bei nicht viel weniger Wind vor Anker in der Bucht mache im Grunde mal nicht viel. Ausser Schwimmen, Lesen und Geschirrspülen. Den Anker musste ich allerdings gestern nochmal versetzen. Scheinbar hat er nicht ganz so gehalten – dachte ich. Auf jeden Fall ist er jetzt näher am Ufer gesetzt, ich bin besser vor den teils aggressiven Meltemi Böen geschützt und habe bei 5m Wassertiefe fast 50m Kette drin. Das langt auch für 50kn Wind…

Wind ist auf Bildern unsichtbar. Da war es gerade ruhiger, aber es hatte doch Böen mit knapp über 30kn



1 thought on “30 Cent und das Ende der Welt”

  • Hi Sven,
    ich freue mich jedes mal ganz arg, wenn ich Deinen Blog lesen kann. Du hattest ja ein ziemliches Arbeitsprogramm : Hydaulik, Zimmerorganisation etc, etc. Und nun bist Du wieder in einer Bucht zum relaxen? Mir scheint, daß es dieses Jahr recht viel Wind bei Dir hat..??? Auch bei uns haben wir mehr als sonst.
    Sei der Katze nicht böse, daß sie Dich gekratzt hat….so oft wird sie solche Leckerlbissen nicht kriegen und wollte deshalb nur Deine Hand festhalten, damit sie nicht plötzlich verschwindet…
    Das tägliche Vrbinden von Luzis Pfote in der Klinik geht langsam dem Ende zu, ..aber die Patienten des Campingplatzes gehen der Klinik nicht aus : der Berner Sennhund hinter unserem Platz ist dort in Behandlung. ein Weiterer Hund ebenfalls.. Es verwundert uns doch sehr, daß Luzi trotz aller Probleme auf dem Tisch, so fröhlich in die Praxis reinmarschiert, während der Berner Senn wohl einen Riesenbogen darum machen möchte.
    Einen schönen, gemütlichen Sonntag wünsche ich Dir noch,
    DeineMaus

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